Unsere Shortlist
Infrastruktur
In einem partizipativen Forschungs- und Entwicklungsprozess (87 Use-Cases) haben wir ein innovatives Portal für die Bildung von (angehenden) Lehrkräften konzipiert und programmiert, das im April 2024 gelauncht wurde. PortaBLe ermöglicht allen in der Lehrkräftebildung tätigen Personen das leichte Auffinden von qualitätsgesicherten, erprobten Lehrkonzepten und praxisnahen Forschungsbeiträgen. Den Content für das Portal liefern derzeit drei Open-Access-Zeitschriften. Die Such- und Filterfunktionen von PortaBLe sind speziell für die Bedarfe einer phasenübergreifenden Lehrkräftebildung (Studium, Referendariat, Fort- und Weiterbildung) programmiert worden. So dient PortaBLe als Anlaufstelle für die evidenzbasierte Gestaltung der Lehrkräftebildung.
Bildrechte: Universität Bielefeld
DeepGreen, der automatisierte Lieferdienst für Zeitschriftenartikel, ist wegweisend für die Zukunft einer nachhaltigen Verbreitung wissenschaftlicher Publikationen. Basierend auf Affiliationen und Lizenzinformationen verteilt DeepGreen Verlagsinhalte an institutionelle und fachliche Repositorien. Anfänglich konzentrierte sich DeepGreen auf Allianz-Lizenzen. Inzwischen werden nicht nur grüne, sondern auch goldene und hybride Publikationen verteilt. Diese Vielseitigkeit und Effizienz macht DeepGreen zu einem unverzichtbaren Element offener Informationsinfrastrukturen.
Bildrechte: CC-BY-Lizenz KOBV-Verbundzentrale, Berlin
Die wissenschaftliche Zeitschrift ing.grid wurde 2020 als das erste Diamond-Open-Access-Journal für FAIRes Datenmanagement (FDM) in den Ingenieurwissenschaften gegründet. Neben wissenschaftlichen Artikeln akzeptiert ing.grid als Beiträge auch wissenschaftliche Software und Daten. Seit der ersten Veröffentlichung Anfang 2023 hat ing.grid sieben begutachtete Beiträge und 16 Beiträge in Review. ing.grid nutzt ein Open-Peer-Review-Verfahren: die Review-Diskussion ist transparent und die Community kann daran teilnehmen. Somit ist ing.grid eine Infrastruktur für Open-Access-Veröffentlichungen und Diskussionen zu Open Science sowie FDM.
Ziel des Projekts openCost ist die Schaffung einer technischen Infrastruktur, mit der Publikationskosten über standardisierte Schnittstellen und Formate frei zugänglich abgerufen werden können. Dies soll Kostentransparenz auf institutioneller, nationaler und internationaler Ebene ermöglichen. Dafür haben wir ein Metadatenschema erarbeitet, mit dem die Publikationskosten einer wissenschaftlichen Einrichtung in strukturierter Form erfasst, abgefragt und abgebildet werden können. Zum automatischen Austausch schlagen wir die etablierte OAI-PMH-Schnittstelle vor. Zudem wird die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) um Funktionen rund um Publikationskosten sowie deren Übernahme erweitert.
Bildrechte: openCost
Kompetenzvermittlung
Das LMU Open Science Center ist eine von Forschenden geleitete Initiative, die seit 2017 an der LMU München offene Forschungspraktiken fördert. Wir bieten Peer-to-Peer-Schulungen zu Themen wie Open Access, FAIRe Daten, reproduzierbare Workflows und transparente Studienplanung an. Zudem organisieren wir Aktivitäten zum Aufbau von Communitys, um Normen im Bereich offener Forschungspraktiken zu etablieren und zu verbreiten, indem wir mehrere disziplinspezifische Initiativen unterstützen. Schließlich arbeiten wir mit Stakeholdern zusammen, um diese über die Gestaltung von Anreizen und politische Reformen zu informieren, indem wir die metawissenschaftlichen Erkenntnisse unserer Mitglieder vermitteln.
https://www.osc.uni-muenchen.de/index.html
Bildrechte: LMU Open Science Center
In der Bibliothek des Museums für Naturkunde Berlin (MfN) werden neue Wege der Wissensvermittlung beschritten. Hier wurden innovative Lernformate entwickelt, die über traditionelle Präsentationstechniken hinausgehen, um komplexe Themen wie Open-Access-Publizieren verständlich zu machen und das Lernerlebnis der Publizierenden am MfN zu bereichern. Ein Highlight ist das beliebte Pen-and-Paper-Spiel „Skill-It – Open your research“, das Mitarbeitende auf eine interaktive Reise schickt und zeigt, wie vielseitig der Publikationsweg sein kann. Das stark nachgefragte Escape-Room-Spiel vermittelt Chancen und Hürden des Open-Access-Publizierens und gehört zum festen Bestandteil des Portfolios.
https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/year/2023/docId/18390
Bildrechte: Stefanie Paß, Museum für Naturkunde Berlin
Das RailToolKit mit dem Schwesterprojekt RailEduKit strebt an, einen Beitrag zur offenen Wissenschaft und ihrer Kommunikation im Bereich des Eisenbahnwesens zu leisten. Zu diesem Zweck wurde auf GitHub und Zenodo ein Bereich für eine Community eingerichtet. Über einen Zeitraum von fünf Jahren wurden verschiedene Werkzeuge entwickelt und als Research Software Engineering (RSE) und Open Educational Resources (OER) veröffentlicht. Das Projekt RailToolkit/RailEduKit wurde ins Leben gerufen, um eine Änderung der Fachkultur hin zu Open Science und damit Open Access als Standard zu ermöglichen. Dabei steht auch die Verringerung der Barrieren beim Zugang zu bahnspezifischem Wissen im Vordergrund.
https://github.com/railtoolkit
Bildrechte: Martin Scheidt CC-BY-SA 4.0 International
Nachwuchshoffnung
Der JuwissBlog ist eine Plattform für den Diskurs der Nachwuchswissenschaft im Öffentlichen Recht. Seit 2013 veröffentlicht er jährlich 70 bis 140 Blogbeiträge im Double-Blind-Peer-Review-Verfahren (CC-BY-NC-ND), dank des Fachinformationsdienstes (FID) Recht langzeitarchiviert. Die Redaktion besteht aus Nachwuchswissenschaftler*innen des deutschsprachigen Raums, die wöchentlich wechselnd die Hauptverantwortung innehaben. Das Review übernehmen die Mitglieder des Editorial Boards, das aus erfahreneren Nachwuchswissenschaftler*innen besteht, die in der Regel zuvor in der Redaktion tätig waren. Neben einem Service-Post (Stellen, Tagungen etc.) gibt es jährliche Tagungen und Blog-Workshops: der Blog soll auch eine offene Agora für die Community sein.
Bildrechte: Junge Wissenschaft im Öffentlichen Recht e.V.
Im Jahr 2022 begann Natalie Kiesler, die Rolle von Forschungsdaten (inkl. Software) im wissenschaftlichen Erkenntnisprozess der Informatik hervorzuheben und deren Veröffentlichung einzufordern. Dazu entstanden mehrere Publikationen, die auf verschiedenen Konferenzen vorgestellt wurden (DELFI, ITiCSE, IoECon, und CompEd). Daraufhin wurde der Arbeitskreis „Open Science“ der Gesellschaft für Informatik gegründet, den sie bis heute leitet. In diesem Rahmen werden Workshops zum Thema Open Sciene (u. a. für Doktorand*innen) gehalten, und es wurde eine Befragung zur Open-Science-Praxis in der deutschsprachigen Bildungstechnologie-Community durchgeführt. Auf der CompEd 2023 leitete sie eine weitere Arbeitsgruppe, in der frei verfügbare Datensätze identifiziert wurden.
https://nataliekiesler.wordpress.com/about/publikationen/
Bildrechte: Natalie Kiesler
Im Rahmen einer Vertretungsprofessur Sozialpsychologie an der Universität Heidelberg (seit 10/2023) entwickelt und testet Rima-Maria Rahal Formate zur Auseinandersetzung mit guter Forschungspraxis sowie der Einschätzung von Glaubwürdigkeit und der Evaluation des Wissensstands in diesem Feld. Dazu gehören Kurssyllabi, in denen die Diskussion der Belastbarkeit klassischer Erkenntnisse im Zentrum steht und Student*innen Methoden der kritischen Auseinandersetzung mit der Literatur erlernen. Zugleich erarbeitet sie eine Handreichung für Hochschullehrer*innen zur Einbindung von Experimenten in den Unterricht. Schließlich entstehen in Zusammenarbeit mit Student*innen Open Educational Resources als kritische Updates zu klassischen Lehrbüchern.
https://rimamrahal.wordpress.com
Bildrechte: Rima-Maria Rahal
Pionierleistung
1999 initiierte Katja Mruck das Forum Qualitative Sozialforschung (FQS), das größte internationale Open-Access-Journal zu qualitativer Forschung (bisher 25 Ausgaben, ca. 2.300 Beiträge im Peer-Review-Verfahren auf deutsch, englisch und spanisch). Parallel und bis weit in die 2010er-Jahre setzte sie für die Open-Access-Community bis heute wichtige Pionierarbeiten um: federführende Beteiligung am Aufbau von open-access.net, Konzeption der ersten Open-Access-Tage und Initiierung der Mailingliste IPOA-Forum an der FU Berlin. FQS diente als Pilot, um Open Journal Systems (OJS) für den deutschsprachigen Raum zu adaptieren. Mruck übersetzte die BOAI-Declaration ins Deutsche und organisierte Open-Access-Vernetzungstreffen in den Sozial- und Geisteswissenschaften. Darüber hinaus veröffentlicht sie zum Thema Open Access und hält zahlreiche Vorträge.
IMAGINARY entwickelt Open-Source-Wissenschaftsausstellungen, zu denen unterschiedlichste Menschen und Organisation beitragen und deren Inhalte unter offenen Lizenzen genutzt werden können. Die IMAGINARY-Ausstellungen regen eine breite Öffentlichkeit zum Erleben und Spielen mit aktueller mathematischer Forschung an. Im Bereich der Ausstellungen gibt es keine vergleichbaren Projekte. Unser offenes (und nicht-kommerzielles) Modell, das die Zusammenarbeit und das Schaffen einer Community betont, überzeugt aber immer mehr Akteure im Bereich der Wissenschaftskommunikation, ihre Inhalte zu öffnen und die freie Reproduktion, freie Anpassung und freie Veränderung durch Dritte zu ermöglichen. Damit tragen wir zu einem neuen Ökosystem des Wissensaustauschs bei.
Bildrechte: IMAGINARY CC-BY-4.0.-Lizenz
Die Open Music Academy (OMA) ist eine Lehr- und Lernplattform für die Entwicklung und Veröffentlichung von Open Educational Resources (OER) zum Musiklehren und -lernen. Seit 2022 stellt die Plattform spezielle und derzeit einzigartige Features zum Musiklernen bereit. Das Projekt entstand aus einem privaten Engagement für kostenlose Materialien für Studierende und Musiklehrer*innen, wurde über eine spendenfinanzierte Zwischenlösung skaliert und mithilfe einer Förderung der Stiftung Innovation in der Hochschullehre zur Open Music Academy ausgebaut. Widerstände gegen Open Access und OER sind im Bereich der Musik aufgrund divergierender Menschenrechte (Eigentum ./. freie Bildung) strukturell bedingt. Daher ist das Anliegen der Open Music Academy für den Bereich der Musik eine Pionierleistung, die derzeit einzigartig ist.
Bildrechte: CC BY-ND | Team openmusic.academy(2024)
Kooperation
Die Interessengruppe Offene und Reproduzierbare Forschung (IGOR) der Fachgruppe Biologische Psychologie und Neuropsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) besteht aus Forschenden aller Karrierestufen mit einem Interesse an offener und reproduzierbarer Forschung. Wir bieten eine Plattform zur regelmäßigen Vernetzung und zum Austausch. Das Thema Open Access ist dabei ein Kernthema von IGOR. Wir organisieren zusätzlich Hackathons, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten, sowie Workshops zur Wissensvermittlung und Weiterbildung, vergeben jährlich einen Open SciencePreis, fördern Nachwuchsforschende, und publizieren Fachartikel rund um Open Science. Zudem kooperieren wir mit anderen Organisationen wie dem German Reproducibility Network und der Open Science Kommission der DGPs.
https://www.dgps.de/fachgruppen/fgbi/aktivitaeten-der-fachgruppe/igor/
Bildrechte: Juliane Nagel IGOR
Der Open Library Badge (OLB) ist ein Zertifikat für öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken, die sich nachweisbar für Offenheit in Wissenschaft und Gesellschaft einsetzen. Die Auszeichnung macht entsprechende Aktivitäten und Angebote von Bibliotheken sichtbar. Open Access spielt im Kriterienkatalog des OLB eine herausragende Rolle, insgesamt acht der 15 Kriterien sind eng mit dem Thema verknüpft. Der Kriterienkatalog wurde 2016 gemeinschaftlich mit der deutschsprachigen Bibliotheks-Community erarbeitet. Seitdem wird der OLB von einem Team aus „Openness-Enthusiast*innen“ betreut: Wir prüfen eingehende Bewerbungen, stellen den Badge in Workshops und auf Tagungen vor und treiben die kooperative Aktualisierung (zuletzt 2020) voran.
Undercurrents (uc) ist ein institutionell und geografisch ungebundenes Open-Access-Publikationsforum, das seit 12 Jahren literarische und literaturwissenschaftliche Themen in herrschaftskritischer Perspektive aufgreift (zuletzt ging es z. B. um Literatur und Care sowie um Literatur als Möglichkeitsraum antirassistischer Verbündungen). Wir produzieren als Kollektiv im Schnitt zwei Ausgaben pro Jahr. Für und mit uc schreiben und denken Menschen mit und ohne Hochschulabschluss, Menschen mit und ohne Arbeitsvertrag, mit und ohne Kinder(n) oder Pflegeverpflichtungen, mit und ohne Migrationsgeschichte – kurz, Menschen mit ganz verschiedenen Herkünften und Lebensrealitäten. Um unsere Arbeit zu verstetigen, haben wir 2017 einen gemeinnützigen Verein gegründet, über den wir unsere publizistische Arbeit, aber auch Workshops und Lesungen durchführen.
https://undercurrentsforum.com/
Bildrechte: undercurrents-Kollektiv